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DER STRAFTATBESTAND ÖKOZID IM JAHR 2050

Es erklingt das Jahr 2050. Nie hätte ich gedacht, dass ich noch in diesem wunderschönen Leben bin, auf dieser Erde wandeln, die Luft atmen, mein feuriges Herz spüren kann. Ich hätte nie gedacht, dass der Fluss an meinem Haus mit dem großen Meer verbunden bleibt, von dem ich ein Tropfen bin.

Unser fehlendes Bewusstsein für Umweltschutz und deren Verteidigung hatte in den letzten Jahrzehnten das Ungleichgewicht der Erde verstärkt und Dürre, Hunger sowie Fluchtbewegungen verursacht. Die Erde hat sich massiv gewandelt. Naturkatastrophen hatten sich verschärft. Der Ökozid, die massive Schädigung und Zerstörung von Ökosystemen wurde immer gewaltiger und bedeutete für viele Natur deren Vernichtung. Dieser planetare Umweltmissbrauch hat der Natur irreversible Schäden zugefügt. Ich bin Earth Lawyer, Anwältin der Erde. Ich stehe im Strafrecht im Dienst der Natur der Erde.

Es ist sieben Uhr morgens.Wie üblich esse ich meine Haferflocken, trinke meinen Tee, dann meinen Kaffee. Dazu leuchtet eine Kerze. Ein kleines Ritual, dass ich stetig aufrecht erhalte. Ich danke aller Natur, dass ich am Leben bin.

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Dann mache ich mich auf dem Weg. Draußen regnet es. Ich genieße es im Regen zur Verhandlung zu gehen. Das Wasser ist etwas Heiliges, was es zu schützen bedarf. Es ist das Element aus dem alles Leben besteht.

Der damalige Bau des Ostseetunnels wird verhandelt werden. Dazu wird untersucht, inwieweit die Zerstörung des Meeres dem Strafrecht unterliegt, indem ein möglicher Ökozid an der Natur verursacht wurde. Es wird ein mehrwöchiges Tribunal stattfinden. Dafür sind 13 Vertreter:innen aus unterschiedlichen Professionen geladen: Strafrechtler:innen wie ich, Umweltanwält:innen, Wissenschaftler:innen, Biolog:innen, Künstler:innen, Aktivist:innen, Spirituelle. Verbrechen des Ökozids betreffen die Schädigungen großflächiger Ökosysteme. Am Ende wird das Urteil des Strafrechts herangezogen.

Manche Menschen, die an der Vernichtung der Natur beteiligt waren, können nicht mehr verurteilt werden. Sie sind mit ihren Taten aus dem Leben geschieden. Die hinterlassenen Traumata vernarben.

In der Zeit der Vernichtung der Natur ist gesprochen worden, dass die Erde uns Menschen nicht braucht. Weil wir ihr so grausam gegenübertraten. Nur jeder Mensch ist eine kleine Erde. Er ist das Wasser wie jenes der Ostsee, worüber wir verhandeln werden.

Das Umweltrecht wurde massiv transformiert. In vielen nationalen Gerichtsbarkeiten haben sich die Verfassungen verändert. Das Bewusstsein, dass wir Menschen die Natur sind, spiegelt sich durch Gleichwertigkeit in den Rechtssystemen wider. Das ist einigen Rechtspionieren und Aktivist:innen zu verdanken, die dafür eingestanden sind.

Die Regierungen haben im Jahr 2037 dem internationalen Straftatbestand Ökozid zugestimmt. Dementsprechend wurden die Systeme in der Übergangsphase angepasst. Seit 2042 ist das Verbrechen des Ökozids als internationales Verbrechen gegen den Frieden fest verankert.

Manche Länder, die damals den Straftatbestand Ökozid forderten, finden sich nicht mehr. Ihre Inseln sind untergangen. Es war ein Kampf indigene Kultur zu erhalten. Auf dem afrikanischen Kontinent sind durch die Landzerstörung irreversible Schäden existent. Einst hatten die dortlebenden Menschen uns um Hilfe gebeten. In Europa, wo uns die Grausamkeiten des Umweltmissbrauches wenig berührten, wurde darüber hinweggesehen. Es wurde lange mit dem Kopf wegdiskutiert, statt mit dem Herzen zu handeln.  

Wir konnten immer verhindern, dass ein Weltkrieg entsteht. Wahrscheinlich, weil wir diesen seit Jahrzehnen mit der Natur geführt hatten.

Durch den Umweltmissbrauch stirbt die Natur der Erde. Die anthropozentrisch geprägten Rechtssysteme können transformiert werden. Das Recht ist eine funadementale Grundlage.

Die Verhandlung beginnt.

Es ist das Jahr 2022. Ich bin Künstlerin und Aktivistin. Mein Engagement gilt dem Paradigmenwechsel in unseren Rechtssystemen. Eine Sorgfaltspflicht für die Erde zu gestalten.

Harmony with Nature.